Service - Bitte !!!

Es ist Pfingstsonntag, mittags um 12.30 Uhr. Wir haben ca. 25°C und es ist leicht schwül. Unter der Maske ist es etwas stickig, aber ich will mich nicht beschweren.

Auf unserer Restaurantterrasse herrscht reges Treiben. Es sind weniger Tische draußen als in den letzten Jahren, dennoch sind alle voll belegt bzw. reserviert. Herr Zepf geht von Tisch zu Tisch und begrüßt die Gäste. Man sieht Ihm an, wie sehr er sich freut, denn das breite Grinsen kann man sogar unter seiner Maske erkennen.

Verschiedenste Stimmen schwirren durcheinander. Ich weiche drei Kollegen aus, die gerade vollgepackt mit Tellern auf dem Weg zur Terrasse sind. Lecker… da gibt’s Spargel mit Steinbutt. Den hätte ich jetzt auch gern.  

An Tisch 3 will noch jemand einen Apero. An Tisch 11 filetiert gerade ein Oberkellner eine Forelle. Eine wohlbekannte Stimme aus der Küche ruft nach „SERVICE - BITTE“. 

In dem Moment kommt unser Stammgast Fr L. durch das eiserne Terrassentor. Sie kommt seit 15 Jahren jeden Tag zum Mittagessen. Früher immer mit Ihrem Mann. Mittlerweile isst Sie allein. Nun haben wir uns etwas mehr als ein halbes Jahr nicht gesehen und man sieht, dass Ihr die letzten Monate zugesetzt haben. Wieder ruft es aus der Küche – "SERVICE – BITTE". Ich ignoriere es. Denn diesen Moment möchte ich selbst genießen. Fr L. geht unsicher an Ihrem Stock und normalerweise würde ich Ihr meinen Arm als Stütze reichen, aber es geht leider nicht. Stattdessen ziehe ich Ihr schon Ihren Stuhl zurück. Man sieht dass sie sich vor Freude eine Träne wegwischt.

Der Schweiß rennt mir die Stirn runter, aber diese kurze Pause hat gutgetan und wieder erklingt die liebliche Stimme aus der Küche, die ich nun so lange nicht gehört habe - "SERVICE". „2x Zwiebelrostbraten mit Spätzlen für Tisch 7.“, bekomme ich als Info zugerufen, als ich in die Küche eile. „Und nun mach hin, bevor es kalt wird.“

Ich weiß für die Menschen da draußen wirkt das befremdlich, aber ich habe das die letzten Monate vermisst. Wer weiß vielleicht bin ich aber auch etwas bekloppt, denn für mich ist dies der geilste Job der Welt.  

Denn ich bin – SERVICE.